LandFrauen-Kunst-Tag                    Emil Nolde und die Frauen

Eindrücke vom ersten Seminartag:

 

 

Emil Nolde und die Frauen - 1. LandFrauen-Kunst-Tag des KreisLandFrauenVerbandes Nordfriesland

 

Emil Nolde, wer kennt ihn nicht, den grandiosen Maler farbenprächtiger Blumen und Wolkenbilder. Doch welche Rolle haben die Frauen, insbesondere seine beiden Ehefrauen Ada und Jolanthe in Noldes Leben gespielt? Welchen Einfluss auf das Schaffen des Ausnahmekünstlers haben sie gehabt, und welche Bilder sind von ihnen entstanden? Um diese Fragen ging es am 1. LandFrauen-Kunst-Tag, zu dem der Kreislandfrauenverband Nordfriesland mit seiner Vorsitzenden Magret Albrecht eingeladen hatte.

Frau Dr. Herle Forbrich, Kulturwissenschaftlerin in der NordseeAkademie in Leck, ließ die Teilnehmerinnen zunächst einen Blick auf das Leben des nordfriesischen Malers werfen, bevor sie die Lebensläufe der beiden Frauen, Ada und Jolanthe, beleuchtete, stets begleitet von vielen ihrer Porträts.

Emil Hansen wird 1867 als viertes von fünf Kindern im dänischen Dorf Nolde geboren. Sein Vater möchte, dass er einmal Bauer werden würde, wie er. Doch Emil malt lieber. "Das Füttern ist eine sehr langweilige Arbeit", schreibt Emil mit 16 Jahren auf einen Balken im Kuhstall. Seine Mutter, zu der er ein sehr enges Verhältnis hatte, erkennt seine Neigung und schenkt ihm einen Malkasten. Mit 17 Jahren beginnt er eine Lehre als Schnitzer in einer Kunstgewerbeschule in Flensburg. Es folgen Anstellungen in verschiedenen Möbelfabriken in Karlsruhe, Berlin und München. 1892 beginnt er als Lehrer für ornamentales Zeichnen in St. Gallen. Er karikiert die Schweizer Berge als Bergriesen und fertigt skurrile Bergpostkarten an. Diese werden zu einem Verkaufsschlager, dessen finanzieller Erfolg ihm ein Leben als freischaffender Künstler ermöglicht. Er besucht Malschulen in Dachau und Paris und richtet sich schließlich ein kleines Atelier in Kopenhagen ein. Zwischenzeitlich verarmt zweifelt er an seiner Kunst. Doch sein Leben und sein künstlerisches Schaffen verändern sich durch die Begegnung mit Ada Vilstrup (1879-1946).  "Das junge schöne Mädchen", so spricht er von ihr, sie sei  "zierlich, liebenswürdig, eine starke Frau". Ada, eine Pastorentochter, genießt eine typische Erziehung im Bürgertum, mit Klavierspiel und Gesang und absolviert eine Ausbildung als Schauspielerin, scheitert jedoch als Sängerin in Berlin. Am 25. Februar 1902 heiratet Nolde Adamine Frederike Vilstrup in Kopenhagen. Der neue Familienname ist fortan Nolde.  "Das Leben war mir ins Glückliche gehoben wie nie zuvor",  schreibt Nolde. Er hatte eine Begleiterin gefunden, die er nach allen Zeugnissen tief und innig geliebt hat und die sein ganzes Leben hindurch an seine Kunst glaubte. 

Nach der Hochzeit beziehen die beiden ein kleines Fischerhaus auf der Insel Alsen, wo sie in ärmlichen Verhältnissen wohnen. Erst durch den Verkauf seines Bildes "Frühling im Zimmer", das die lesende Ada darstellt, verbessert sich die Situation. Nach einem Sanatoriumsaufenthalt übernimmt Ada nach und nach das Management für Ihren Mann. Durch zeitweiliges Leben in Berlin inspiriert, entstehen neue Motive, neue Techniken. Besonders einer gemeinsamen Expeditionsreise in die Südsee entspringen teils ungewöhnliche Frauendarstellungen. In der Malerei konnten Frauen alles für ihn sein: Heilige und Sünderinnen, Madonnen und Mütter, Ehefrauen und Verführerinnen.

1916 siedeln die beiden für die nächsten 10 Jahre nach Utenwarf, bevor Nolde 1926 seine Werkstatt und ein Wohnhaus in Seebüll baut. Die Verhandlungen, Korrespondenzen und Bauaufsicht sind in Adas Hand. Sie sehnt sich nach Einsatz: „ Sie gab ihr Leben in seins, damit das Größere zur vollen Entfaltung kommt," Zitat aus ihren Lebenserinnerungen. Die so selbstlos unterstützende Ada ermöglicht Nolde sein Leben für die Malerei. Am 2. November 1946 stirbt Ada Nolde und wird in Seebüll begraben.

Am 22. Februar 1948 heiratet der 80 jährige Nolde ein zweites Mal: Die 26-jährige Jolanthe Erdmann (1921-2010).    Jolanthe, die älteste Tochter seines Freundes, des Komponisten und Pianisten Eduard Erdmann, die er von Kindheit an kennt, ist „lebhaft und klug, tiefdenkend, kunstliebend“ – so schwärmt Emil Nolde von der jungen Studentin. Jolanthe, aufgewachsen in Langballig, beginnt nach der Schule ein Medizinstudium in Freiburg, das sie jedoch nicht beendet. Es folgt der Kriegsdienst im Lazarett Flensburg. Das Germanistik Studium in Kiel gibt sie bei Eheschließung auf. Sie muss ihre Rolle im Schatten Adas finden. Zwischen 1949 und 1950 entstehen mehr als 30 Portraits von ihr.  Die dunklen Augenbrauen, das volle Haar,  die schwarzen Konturen und frischen Farben unterstreichen den Eindruck von einem jugendlich ungestümen Temperament. Jolanthes eigene künstlerische Begabung versucht sie während eines Studiums der Fotografie zu formen, das sie jedoch ebenfalls nicht beendet. Kaum einer kennt Jolanthe Nolde, sie ist bescheiden und meidet die Öffentlichkeit. Noch zu Lebzeiten setzt Nolde seine Frau ins Kuratorium der 1956 gegründeten "Ada und Emil Nolde Stiftung" ein.

Nach dem Tod Noldes 1956 zieht sie nach Heidelberg, wo sie bis zu ihrem Lebensende wohnen bleibt. Emil Nolde wird neben seiner ersten Frau Ada in der Gartengruft in Seebüll beigesetzt.

Beide Frauen, Ada und Jolanthe, die ihn zu jeder Zeit ermunterten und unterstützten,  machten das Leben und den Erfolg des grandiosen Malers Emil Nolde durch ihren Einsatz und die Aufgabe eigener Interessen möglich.

Abgerundet wurde der Landfrauen-Kunst-Tag durch eine fachkundige Führung durch das Nolde Museum in Seebüll mit dem prächtigen Garten. Beim abschließendem Resümee waren sich alle Teilnehmerinnen einig, dass es im nächsten Jahr wieder ein LandFrauen-Kunst-Tag geben soll.

 

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